Angeboren und gewöhnt?
Manchmal werde ich gefragt: "Ist Ihre Behinderung angeboren oder erworben?" (übrigens auch von Krankenschwestern und die müssten es eigentlich besser wissen). Wenn dann meine Antwort "angeboren" lautet, kommt oft die Antwort "Na, dann sind Sie ja daran gewöhnt, dann ist es ja nicht so schlimm!"
Ich finde, das ist eine ziemlich einfältige Antwort. Sicher, es gab nie diesen Tag X, aber ich bin mir der Grenzen, die mir das Handicap auferlegt, durchaus bewusst.
Ich bin geboren in einer Zeit (in den 70ern), in der Weg eines behinderten Kindes vorbestimmt war, vorbestimmt von Sondereinrichtungen (Schule, Internat) und von Krankenhausaufenthalten, Therapien und Experten, Experten in weißen Kitteln, Psychologen, Therapeuten, Sonderpädagogen.
Mein Körper war etwas zu Behandelndes, zu Heilendes: die Haut einzucremen war Dekubitusprophylaxe, die Badewanne diente der Hautreinigung und -desinfektion und Sport gab es nur als Therapie, um möglichst normal zu werden. Laufen wie alle anderen, funktionieren wie alle anderen.
Mehr als zwei Dutzend Operationen, ca. 60 Krankenhausaufenthalte zeugen von dem zum Teil verständlichen Wunsch nach Heilung und Verbesserung. Nicht in allen Fällen war es mein Wunsch, sondern auch der von Ärzten und Therapeuten, die der medizinische Ehrgeiz packte.
Das war es, was ich gewöhnt war.
Das alles ist zum Glück lange her und wird auch nie wieder so sein!
Wenn ich heute zum Arzt gehe, beraten wir beide eine Therapiemöglichkeit. Das Ziel ist nicht das Maß der Anderen, sondern meine individuelle Lebensqualität.
Zugegeben, neulich hat es einem jungen Neurochirurgen die Sprache verschlagen, als ich nach einer klaren Beschreibung meiner Symptomatik, meiner vermuteten Diagnose auch noch die entsprechende Art der Therapie und Nachuntersuchung vorschlug... Sein einziger Kommentar dazu: "Normalerweise stelle ich hier die Diagnosen?!"
Heute kaufen sich Kolleginnen und Freundinnen neue Schuhe und Tücher, damit sie mit meiner Farbauswahl mithalten können. Ich liebe heute Cremes und Düfte und bringe nie ohne Lippenstift den Müll raus.
Eine (für diesen Post) letzte Episode, die das "Lange her" beschreibt: Beim Drachenbootrennen unter Kollegen im letzten Jahr war klar, dass ich mit aufs Boot komme. Meine Kollegen hatten mir einen Sitz gebaut, der an ein Kettenkarussell erinnerte, damit ich nicht wegrutsche. Wir haben trotzdem oder gerade deswegen gewonnen!
Vielfalt ist eben doch Reichtum!
Und ein bisschen Neid gab es dazu: Noch nie ist eine Frau von ihrem Ausbilderkollegen bei diesem Rennen auf Händen ins Boot getragen worden. Naja, auf den Arm genommen trifft es wohl eher...
Manchmal werde ich gefragt: "Ist Ihre Behinderung angeboren oder erworben?" (übrigens auch von Krankenschwestern und die müssten es eigentlich besser wissen). Wenn dann meine Antwort "angeboren" lautet, kommt oft die Antwort "Na, dann sind Sie ja daran gewöhnt, dann ist es ja nicht so schlimm!"
Ich finde, das ist eine ziemlich einfältige Antwort. Sicher, es gab nie diesen Tag X, aber ich bin mir der Grenzen, die mir das Handicap auferlegt, durchaus bewusst.
Ich bin geboren in einer Zeit (in den 70ern), in der Weg eines behinderten Kindes vorbestimmt war, vorbestimmt von Sondereinrichtungen (Schule, Internat) und von Krankenhausaufenthalten, Therapien und Experten, Experten in weißen Kitteln, Psychologen, Therapeuten, Sonderpädagogen.
Mein Körper war etwas zu Behandelndes, zu Heilendes: die Haut einzucremen war Dekubitusprophylaxe, die Badewanne diente der Hautreinigung und -desinfektion und Sport gab es nur als Therapie, um möglichst normal zu werden. Laufen wie alle anderen, funktionieren wie alle anderen.
Mehr als zwei Dutzend Operationen, ca. 60 Krankenhausaufenthalte zeugen von dem zum Teil verständlichen Wunsch nach Heilung und Verbesserung. Nicht in allen Fällen war es mein Wunsch, sondern auch der von Ärzten und Therapeuten, die der medizinische Ehrgeiz packte.
Das war es, was ich gewöhnt war.
Das alles ist zum Glück lange her und wird auch nie wieder so sein!
Wenn ich heute zum Arzt gehe, beraten wir beide eine Therapiemöglichkeit. Das Ziel ist nicht das Maß der Anderen, sondern meine individuelle Lebensqualität.
Zugegeben, neulich hat es einem jungen Neurochirurgen die Sprache verschlagen, als ich nach einer klaren Beschreibung meiner Symptomatik, meiner vermuteten Diagnose auch noch die entsprechende Art der Therapie und Nachuntersuchung vorschlug... Sein einziger Kommentar dazu: "Normalerweise stelle ich hier die Diagnosen?!"
Heute kaufen sich Kolleginnen und Freundinnen neue Schuhe und Tücher, damit sie mit meiner Farbauswahl mithalten können. Ich liebe heute Cremes und Düfte und bringe nie ohne Lippenstift den Müll raus.
Eine (für diesen Post) letzte Episode, die das "Lange her" beschreibt: Beim Drachenbootrennen unter Kollegen im letzten Jahr war klar, dass ich mit aufs Boot komme. Meine Kollegen hatten mir einen Sitz gebaut, der an ein Kettenkarussell erinnerte, damit ich nicht wegrutsche. Wir haben trotzdem oder gerade deswegen gewonnen!
Vielfalt ist eben doch Reichtum!
Und ein bisschen Neid gab es dazu: Noch nie ist eine Frau von ihrem Ausbilderkollegen bei diesem Rennen auf Händen ins Boot getragen worden. Naja, auf den Arm genommen trifft es wohl eher...
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