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Waffenteile in WfbM, Fahrstuhl-TÜV und Kitas ohne Kinder

In dieser Woche war ich in einen fächerverbindenden Unterricht zum Thema "Albert Schweitzer" und seiner "Ehrfurcht vor dem Leben" eingebunden, für die erste der 5. Klassen an unserem Gymnasium. Albert Schweitzer würde am 14. Januar 2025 seinen 150. Geburtstag feiern.

Albert Schweitzer Quelle: Wikipedia

Oft bin ich überrascht und beeindruckt, was für Ideen und Fragen die Fünftklässler entwickeln: Wäre Albert Schweitzer heute für Inklusion? Welche Einstellung hätte Albert Schweitzer heute zum Ukraine-Krieg?

In Zusammenhang mit dem fächerverbindenden Unterricht haben wir auch eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) nicht nur besucht, sondern gemeinsam gearbeitet und beim Gegenbesuch gemeinsam Sport getrieben.

Wie finden Sie es, liebe Leserinnen und Leser, dass in einer WfbM eines christlichen Trägers durch Menschen mit Behinderung auch Waffenteile (nach Aussage der Werkstatt nur für den zivilen Gebrauch) hergestellt werden?

Wir erfuhren beim Werkstattrundgang auch, dass die Stadt Kamenz Aufträge an die Werkstatt für behinderte Menschen erteilt, die zur 800-Jahr-Feier der Stadt beitragen. Ich bin gespannt, ob die Werkstattbeschäftigten dann auch an dem Jubiläum teilnehmen und sichtbar sein werden?

Am nächsten Tag fand dann der Gegenbesuch von WfbM-Beschäftigten in unserer Schule statt. 

Barrierefreiheit ist eine Frage der Kommunikation, das habe ich schon oft gesagt. Am gleichen Tag fand auch eine Wartung des Fahrstuhls in der Schule, an meinem Arbeitsplatz, statt, von der ich nichts wusste. Also stand ich zusammen mit einer Werkstattbeschäftigten, die auch einen Rollstuhl nutzte, vor dem Fahrstuhl (für den man einen Schlüssel braucht) und nichts passierte. Nachher wurde ich gebeten, doch bitte solche Termine dem technischen Personal vorher zu melden. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten bei Ihrer Arbeitsstelle jede Treppennutzung vorher anmelden.

Am Abend war ich zur Stadtratssitzung unterwegs. Ich hatte mich um einen Sitz im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss beworben. Auf dem Weg dorthin die gleichen Hürden:

- die Haltestelle nicht barrierefrei

- der Übergang zum rückwärtigen Eingang zugeparkt, weil nicht markiert 

So sollte der "barrierefreie" Übergang aussehen, tut er aber nicht.
fehlende Markierung des Übergangs

- also über das (noch holprigere) Kopfsteinpflaster

- an der Gegensprechanlage an  der Tür zum Fahrstuhl angekommen, geht dort keiner ran und öffnet die Tür

- irgendwann sieht mich zufällig jemand und öffnet die Tür

- die Tür zum Ratssaal ist zu schmal und muss erst erweitert werden.

Die Stadtratssitzung findet natürlich ohne Gebärdensprachdolmetschung oder Schriftdolmetschung statt.

Die anschließende Wahl ist eine Farce und leider so, wie man es im Landkreis Bautzen unter den aktuellen politischen Bedingungen erwarten kann:

Es ging nicht um Kompetenz der Bewerberinnen und Bewerber, es ging nicht um Partizipation, um die Berücksichtigung der Bedürfnisse unterschiedlicher Personengruppen in der Stadtpolitik, es ging nicht um Einigung, nicht um Vielfalt, nicht um die nachhaltige Entwicklung von Kamenz als Ganzes - es ging ausschließlich um persönliche Macht, um das Ausschalten bestimmter Fraktionen und Menschen und deren kritischer Nachfragen.

Beim Verlassen des Gebäudes dann noch ein kurzer Austausch im Treppenhaus:

"Naja, Neubauten müssen ja sowieso barrierefrei sein."

"Und was ist mit dem Kinderhaus am Heidelberg? Das ist 2020 neu gebaut worden, zweigeschossig und ohne Fahrstuhl."

Bild des zweigeschossigen, neugebauten Kinderhauses
Zweigeschossiges Kinderhaus am Eröffnungstag

"Nur wenn eine Kita integrativ arbeiten will, muss ein Fahrstuhl eingebaut werden. Denn schließlich entstehen ja bei einem Fahrstuhl auch Folgekosten."

Ich wusste gar nicht, dass sich eine Kindertagesstätte und ein Schulhort aussuchen können, ob sie inklusiv arbeiten wollen oder nicht. Und wie sie schon zur Eröffnung wissen können, dass es keine Kinder mit Beeinträchtigungen geben wird, ist mir auch nicht nachvollziehbar.

Fazit: Ich werde mich weiterhin auf außerfraktioneller und fraktioneller Ebene sowie mit allen Mitteln und Medien, die mir zur Verfügung stehen, einbringen und die Perspektive der Menschen mit Behinderung und deren Rechte einfordern.

Denn Kamenz ist für alle da.

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