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Von Blindbewerbungen und Baumärkten

Ich war am Wochenende mit einer Freundin, die blind ist, unterwegs.

Wir haben uns auf einer Weiterbildung kennengelernt: Als wir uns gegenseitig berichteten, wie jede zu ihrem Job gekommen ist, habe ich ganz umständlich erzählt, dass die Stelle nicht wirklich ausgeschrieben war, ich mich aber trotzdem beworben hatte usw. Irgendwann unterbrach sie mich: "Sag doch gleich, dass du eine Blindbewerbung geschrieben hast?!"

Für mich ist diese Freundschaft ähnlich bereichernd wie vielleicht für Fußgänger, die meine Welt kennenlernen. Irgendwann bat sie mich, mit ihr Farben kaufen zu gehen, um ihre Wohnung malern zu lassen. Ihr sollte ihr "nur" bei der Auswahl der Farben helfen und sie ihr beschreiben. Ich kam mit meinem Wortschatz wirklich an meine Grenzen! Versuchen Sie doch mal beim nächsten Baumarktbesuch, die verschiedenen Sandtöne nur mit Worten zu unterscheiden...


Am Wochenende saßen wir also in einem Café, redeten und lachten und dann fragte sie mich: "Habe ich eigentlich ein Foto von dir? Damit ich das meinen anderen Freunden mal zeigen kann, wenn ich von dir erzähle." Ich verneinte.

Also machte sie ein Foto in meine Richtung, ließ mich das Bild ansehen und fragte mich: "Ist das was geworden?"

Meine Antwort: "Ja, das geht."

Dann wunderte ich mich noch, dass die anderen Gäste diese Szene ganz aufmerksam beobachteten. Als ich den Dialog zuhause nocheinmal Revue passieren ließ, wusste ich wieso.

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