Mein Friseursalon, den ich ansonsten gern nutze, hat vor dem Eingang zwei Stufen und deshalb hab ich mir neulich die Zeit genommen, mein Lieblingsthema "Barrierefreiheit" anzusprechen. Das war die Antwort:
"Sehr geehrte Frau Pohl,
vielen Danke für Ihre Email. In erster Linie möchte ich mich bei Ihnen für die lange Zeit, die sie bei uns Kundin sind bedanken.
Durchaus kann ich Ihr Problem diesbezüglich verstehen. Doch leider ist es uns nicht möglich aus Technischer Sicht dieses umzubauen, da es mit sehr hohen Kosten verbunden ist. Zum Haare waschen können wir Ihnen den Kindersitz anbieten. Durch diesen Sitz, können sie deutlich höher sitzen und sich problemlos die Haare waschen lassen.
Gerne möchte ich Ihnen unsere weiteren Salons anbieten in der Neumannstr. 69 und in der Greifswalders.8 wo wir auf Ihre behinderungsgerechten Bedürfnisse eingehen können, da diese Salons auf einer Ebene sind bzw. eine Rampe besitzen.
Wir würden uns über einen weiteren Besuch freuen und hoffen, dass es eventuell möglich für sie wäre, diese beiden Salons zu besuchen.
Des Weiteren wünsche ich Ihnen ein frohes Fest und besinnliche Feiertage.
Mit freundlichen Grüßen
A.W."
Und das ist meine:
"Sehr geehrter Herr W.,
ich habe Ihre Email erhalten.
Sie schreiben, dass es Ihnen aus "technischer Sicht" nicht möglich sei, "umzubauen, da es mit sehr hohen Kosten verbunden" wäre.
Ist es aus technischer Sicht nicht möglich, ein Paar mobile Auffahrschienen im Salon bereitzuhalten, für den Fall, dass Kunden mit Rollstuhl oder Rollator den Salon nutzen wollen? Wenn man einen Wäscheständer hinter einem Schrank verstauen kann, dann kann man es doch auch mit zwei Auffahrschienen tun.
Zur Kostenfrage: Unter Rampenspezialist sehen Sie, dass ein solches Paar Auffahrschienen 186,83€ kostet. Das entspricht weniger als 6,5 % des Umsatzes, den Sie nur mit mir als Kundin in der vergangenen Zeit gemacht haben.
Ist Ihnen Kundenzufriedenheit so wenig wert?
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Pohl"
P.S. Den Kindersitzvorschlag hab ich mal ausgelassen, sonst...grrrr
"Ich kenne Sie doch?!" Wer Inklusion will, findet Wege. Wer nicht, Begründungen. Ich gehe meinen Weg im Rollstuhl - bin trotzdem kein Rolli, sondern Frau, Bürgerin, Schulsozialarbeiterin, gelegentlich Referentin und Dozentin, (noch) Freizeitpolitikerin, Fachfrau... Witziges und Nachdenkliches aus meiner 1,30m-Perspektive
Mittwoch, 7. Dezember 2011
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