Behinderung und Beeinträchtigung |
Und: es gibt tatsächlich keine Begründung, warum sich dessen Veröffentlichung so verzögert hat.
Neu ist, dass Behinderung als Einschränkung der Teilhabe und Aktivitäten definiert wird und nicht mehr als Funktionsstörung.
Der Teilhabebericht enthält interessante Zahlen und Fakten, die aber - wegen der späten Erstellung - nicht mehr in dieser Legislaturperiode in die Politik einfließen können. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
5 ausgewählte Punkte:
Das wichtige Kreuz |
- Politische Teilhabe:
"Wird die regelmäßige oder zumindest sporadische Beteiligung in Bürgerinitiativen, in Parteien oder in der Kommunalpolitik betrachtet, so zeigen sich nur marginale Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne eine anerkannte Behinderung. Statistische aussagekräftige Unterschiede zeigen sich lediglich bei Erwachsenen in der Altersklasse zwischen 30 und 49 Jahren. In diesem Alter sind Menschen mit einer anerkannten Behinderung sogar häufiger politisch aktiv als Gleichaltrige ohne anerkannte Behinderung." - Arbeitsmarkt und Werkstatt für behinderte Menschen:
"Zwischen den Jahren 2007 und 2010 ist die Anzahl der Beschäftigten sowohl in den Arbeitsbereichen der WfbM als auch in den Integrationsprojekten angestiegen. Sie lag zuletzt bei rund 253.000 Werkstattbeschäftigten und rund 7.600 schwerbehinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Integrationsprojekten. Eine Aussage zur Zugänglichkeit des allgemeinen Arbeitsmarkts für Menschen mit Beeinträchtigungen lässt sich hieraus allerdings nicht ableiten, da nicht bekannt ist, wie sich die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen im Arbeitsbereich der WfbM und in Integrationsprojekten im Verhältnis zu ihrer Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt entwickelt hat."
Hörsaal |
- Arbeitsmarkt und Hochqualifizierte:
"Selbst wenn Menschen mit Beeinträchtigungen das gleiche berufliche Qualifikationsniveau haben, arbeiten sie im Durchschnitt auf schlechter bezahlten Arbeitsplätzen als Menschen ohne Beeinträchtigungen. Das gilt besonders bei (Fach-)Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen unterscheidet sich hier um ca. 2,40 Euro. Das hängt auch damit zusammen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen häufiger einen Beruf ausüben, der nicht ihrem Qualifikationsniveau entspricht. Weniger stark ausgeprägt sind die Unterschiede bei den Bruttolöhnen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, deren höchster Abschluss ein beruflicher Abschluss ist."
- Familien mit behinderten Angehörigen (Kommentar des Wissenschaftlichen Beirats):
"Familien mit beeinträchtigten Angehörigen müssen distanzierende Haltungen, auch in ihrem engeren Umfeld, bewältigen und zugleich ihren Angehörigen anerkennen und wertschätzen; sie sorgen für Ausgleich zwischen den Interessen der einzelnen Mitglieder, informieren sich über Hilfen, sehen sich einem komplizierten System von unterschiedlichen Trägerschaften und Zuständigkeiten gegenüber, wenn sie Hilfen beantragen und stellen für das professionelle System ständig Anschluss-Leistungen her, z. B. durch die Mitwirkung bei Therapien oder die Anpassung ihrer Alltagsroutinen an die Öffnungszeiten von Einrichtungen. Sie sind „Mit-Produzenten“ der professionellen Leistungsfähigkeit.
Umgekehrt müsste das professionelle System sich darauf richten, die Leistungsfähigkeit der Familien zu stützen und zu fördern und ihre Kompe-tenzen anzuerkennen. Befragungsergebnisse belegen, dass die Hauptbetreuungspersonen nach wie vor die Mütter sind und – im Vergleich mit Familien ohne Kinder mit Beeinträchtigungen – eine deutlich geringere mütterliche Erwerbstätigkeit besteht."
Maße für behindertengerechtes WC |
- Der Anteil der Arztpraxen mit barrierefreien Toiletten liegt übrigens zwischen 1 und 7%, auch das war nachzulesen.
Fazit: interessante Erkenntnisse, auf die aber im Moment die Politik nicht eingehen kann oder...
Einen erkenntnisreichen Tag wünsche ich!
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