In dieser Woche war ich zu einem der Seniorenforen eingeladen, die überall in Berlin stattfanden und ich habe die Einladung nach Spandau gern angenommen.
Dort wurde ein gemeinsames Projekt der Berliner Stadtreinigung (BSR) und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee vorgestellt: das Ideenlabor. In diesem Ideenlabor befassen sich Studierende und Stadtreinigungsbetriebe auch mit der Frage, wie sie Produkte entwerfen und herstellen können, die besser an die Bedürfnisse ihrer Kunden angepasst sind.
Design for All - das ist ein Denkansatz, um Umgebungen und Produkte so zu gestalten, dass sie von möglichst vielen und unterschiedlichen Menschen genutzt werden können. Es geht also nicht mehr nur um Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer, Blinde, Gehörlose usw., deren zusätzliche Umsetzung Kosten verursacht, sondern um Produkte, die von Anfang an so konzipiert werden, dass sie alle einfach nutzen können.
Wie ist das nun also mit der Mülltonne? Sie ist hoch und geht schwer auf und zum Müll-rein-Werfen fehlt meinstens der "dritte Arm", wenn man den zweiten noch zum Festhalten an einer Gehhilfe braucht. Außerdem stehen Mülltonnen oft kreuz und quer rum, sodass blinde Menschen sich schlecht orientieren können und kleine Menschen und / oder Rollstuhlfahrer kaum rankommen.
Was wäre nun Ideen zur Lösung?
- Man könnte Mülltonnen anschrägen, sodass sie sich etwas in Richtung der Kunden, die Müll entsorgen wollen, neigen. Damit wären sie zugleich auch niedriger.
- Man könnte sie auch in eine fest angebrachte Halterung einhängen, damit sie schräg hängen. Das hätte auch den Vorteil, dass die Mülltonne immer an der gleichen Stelle stehen würde.
- Wenn man das Hochheben des Deckels in ein Wegschieben des Deckels umwandeln würde, wäre das für kleinere Personen einfacher.
- Wenn man den Griff zum Anheben des Deckels mit speziellen taktilen Profilen bei unterschiedlichen Tonnen versehen würde, könnten auch blinde Menschen die unterschiedlichen Wertstofftonnen unterscheiden.
- Oder man lässt den Deckel öffnen, so ähnlich wie mit der Zentralverriegelung beim Auto.
Zum Schluss blieb noch die "Müllschluckerfrage": Wie können mobilitätseingeschränkte Mieterinnen und Mieter in Hochhäusern weiterhin barrierearm und umweltfreundlich Müll entsorgen? Bzw. wie müssten die jetzt vorhandenen Müllschlucker umgebaut werden, um ökologisch sinnvoll und barrierefrei zu entsorgen? Und welche Ausnahmeregelungen gibt es für die neue Regelung ab 2014, wenn die Müllschlucker abgeschafft sein sollen?
Mit diesen Fragen schicke ich Sie ins Wochenende, liebe Leserinnen und Leser!
Vielleicht machen Sie ja auch was Schönes, ins Theater gehen z. B. Dazu sagte Hansgünther Heyme, ein Intendant, übrigens mal:
Der Staat muss die Kultur auch in der Zukunft fördern, genauso wie er die Müllabfuhr finanziert; das Theater ist die Müllabfuhr für die Seele.
Hallo Frau Pohl,
AntwortenLöschenich finde es ganz toll, dass Sie unsere Diskussion zur barrierefreien Abfallsammlung hier so gut aufbereiten und zum weiteren Nachdenken anstoßen. Auch mir hat der Termin noch Anregungen gegeben und ich denke, auch Frau Malinowska wird noch den ein oder anderen Hinweis im Rahmen Ihrer Diplomarbeit verarbeiten können.
Eine kleiner Hinweis: Das Ideenlabor ist kein gemeinsames Projekt der Kunsthochschule Weissensee und der BSR, sondern die Kunsthochschule und das Ideenlabor der BSR denken (hier im Rahmen der Diplomarbeit von Frau Malinowska) gemeinsam über eine barrierefreie Abfallsammlung nach.
Aber das ist natürlich nur nebensächlich. Wir sollten, gemeinsam mit den Teilnehmern der Runde vom 23.10. weiter im Gespräch bleiben. Eventuell sollten wir diese das nächste mal nach Fertigstellung der Diplomarbeit von Frau Malinowska machen. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihren weiteren Überlegungen und Aktivitäten rund um das Thema Barrierefreiheit.
Beste Grüße
Jan Holthusen, BSR, Ideenlabor
Lieber Herr Holthusen! Danke für den Hinweis!
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