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Die Kunst des Anderen


Was für eine Woche! Seitdem ich am vergangenen Samstag kundgetan habe, dass ich mich für einen Arbeitsplatz im nächsten Deutschen Bundestag interessiere, platzt die Mailbox aus allen Nähten.

Doch vor diesem Fernziel gibt es noch eine Menge zu tun - hier, konkret, vor Ort.

Am Montag wurde im Ausschuss für Gesundheit und Soziales über die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Land Berlin gesprochen. Ohne Gebärdensprachdolmetscher. Ohne Schriftdolmetscher.

Ein Reporter befragte mich, was mir an diesem 3. Dezember wichtig wäre: "Dass mehr Menschen mit Behinderung auf der anderen Seite des Saales sitzen und arbeiten würden - mit Rede- und Stimmrecht." Die saßen am Montag nämlich mehrheitlich im Besucherblock, ohne Rede- und Stimmrecht.



Ich wunderte mich noch, dass Herr Dr. Schneider, der Beauftragte des Landes Berlin für die Belange von Menschen mit Behinderung, nicht anwesend war. Heute weiß ich, dass er in Brüssel für die Stadt Berlin einen Preis entgegennahm - den Access City Award. Für Barrierefreiheit.

Am Abend besuchte ich dann eine wirklich beeindruckende Vorstellung: "Ziemlich verletzlich, ziemlich stark", von der auch das Foto stammt. Dort konnte man erleben, wie barrierefreie Veranstaltungen wirklich gestaltet werden können: mit Rampen aufs Podium, Gebärdensprachdolmetscher, Audiodeskription während der Filmsequenzen und Schriftdolmetscher. Und wie sagte Martin Georgi von der Aktion Mensch: "Barrierefreiheit ist gar nicht so schwer, man muss nur dran denken."

Zum Schluss zitiere ich Philippe Pozzo di Borgo, den ich persönlich erleben durfte, aus dem neuen Buch "Ziemlich verletzlich, ziemlich stark" (vielleicht auch ein gutes Geschenk, Anm. der Bloggerin):
"Aus der Behinderung lernt man, oft auf brutale Weise, die Kunst des Anderen, die Notwendigkeit, in der Gruppe zu leben....Wir alle sind in der Lage, uns auf eine Beziehung zum Anderen einzulassen...und so eine Gesellschaft der Zuversicht aufzubauen...Warten Sie nicht, bis Sie unberührbar geworden sind, um das Glück wieder in ihrem Leben zuzulassen."
Frohen Freitag, liebe Leser!

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