Direkt zum Hauptbereich

Übers Wiedersehen und Heimkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

im Moment gäbe es eine ganze Menge zu berichten, weil es beruflich und ehrenamtlich ganz gut läuft:


  • Ich sitze zum Beispiel in der Beratung aller Ausschüsse der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg zur Zukunft der Behindertenpolitik im Bezirk und dann spricht mich ein junger Mann an: "Meine Mutter ist die Sabine Weigelt. Ich soll Sie schön grüßen!" Ich hatte mich während der Debatte um dieses Papier zu Wort gemeldet zu einigen der vielen Ungereimtheiten, die entstehen, wenn Statistiker und Praktikanten Daten über die "Behindertenpolitik" des Bezirks erheben:
  • Nur ein Beispiel: Zur Erhebung der Daten wurde ein langer und komplizierter schriftlicher Fragebogen entwickelt, mehr nicht. D. h. ich schließe Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen, deren Muttersprache die Deutsche Gebärdensprache oder auch eine andere Sprache ist und auch blinde Menschen aus. Der Fragebogen wurde nach anfänglicher Kritik etwas vereinfacht, mehr als die Schwarzschrift-Version in deutscher Sprache wurde dennoch nicht angeboten. Das mindert die Aussagekraft der Befragung erheblich. 
  • Zurück zu dem jungen Mann: Seine Mutter ist die Geschäftsführerin des Jenaer Zentrums für selbstbestimmtes Leben, wir haben im letzten Jahrzehnt gemeinsam daran gearbeitet, die Automatismen im Übergang Schule - Berufsausbildung für Schulabgänger und -abgängerinnen mit Behinderung aufzubrechen. Während meines Wortbeitrags, indem es viel um gleichberechtigte Teilhabe ging, fragte er seine Mutter per Mail, ob sie eine Ulrike Pohl (mehr als meinen Namen hatte er ja nicht) kennen würde, und seine Mutter muss geantwortet haben: "Klar, kenne ich die. Grüß sie mal schön!" So klein ist die Welt...
  • Ich habe vor Studierenden meiner ehemaligen Hochschule einen Gastvortrag über sozialraumorientierte Inklusion gehalten. Und das war ein bisschen wie heimkommen: in den 90ern habe ich dort studiert und da war an Barrierefreiheit noch gar nicht zu denken. 4 Professoren hatten zu meinem Gastvortrag Interesse angemeldet, es scheint also ein wirklich aktuelles Thema zu sein und jetzt ist ein Lehrauftrag im Gespräch...Darüber würde ich mich sehr freuen!
Mit diesen guten Nachrichten übers Wiedersehen und Heimkommen grüße ich herzlich und wünsche ein gutes Wochenende!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kann ein UNESCO-Schulfest heute noch exklusiv sein? Oder wollen "die" wirklich nicht?

Der Festzug aus der Perspektive hinter der Absperrung.  Morgen ist es wieder so weit. Die Kamenzer Schülerinnen und Schüler ziehen mit Blumen und in festlicher weißer Kleidung durch die Kamenzer Innenstadt, um das Forstfest, DAS sächsische Heimat- und Schulfest, zu begehen. Das Forstfest geht auf eine Legende zurück, bei der Kinder in weißer Kleidung in den Kamenzer Forst zogen, um eine Belagerung der Stadt durch die Hussiten zu verhindern - erfolgreich. Seit 2021 ist das Kamenzer Forstfest nun auch noch in das  Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Grundlage dafür ist ein Übereinkommen der UNESCO, das Deutschland unterschrieben hat. Und bei der UNESCO geht es nicht nur um Kultur, sondern immer auch um Bildung, um inklusive Bildung. Und inklusiv - das ist das größte sächsische Heimat- und Schulfest wirklich nicht.  Am oben beschriebenen Festzug nehmen alle Grundschulen, Oberschulen und das Gymnasium teil, die Förderschulen nicht. Es gib...

Waffenteile in WfbM, Fahrstuhl-TÜV und Kitas ohne Kinder

In dieser Woche war ich in einen fächerverbindenden Unterricht zum Thema "Albert Schweitzer" und seiner "Ehrfurcht vor dem Leben" eingebunden, für die erste der 5. Klassen an unserem Gymnasium. Albert Schweitzer würde am 14. Januar 2025 seinen 150. Geburtstag feiern. Albert Schweitzer Quelle: Wikipedia Oft bin ich überrascht und beeindruckt, was für Ideen und Fragen die Fünftklässler entwickeln: Wäre Albert Schweitzer heute für Inklusion? Welche Einstellung hätte Albert Schweitzer heute zum Ukraine-Krieg? In Zusammenhang mit dem fächerverbindenden Unterricht haben wir auch eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) nicht nur besucht, sondern gemeinsam gearbeitet und beim Gegenbesuch gemeinsam Sport getrieben. Wie finden Sie es, liebe Leserinnen und Leser, dass in einer WfbM eines christlichen Trägers durch Menschen mit Behinderung auch Waffenteile (nach Aussage der Werkstatt nur für den zivilen Gebrauch) hergestellt werden? Wir erfuhren beim Werkstattrundgang auc...

Um was geht es hier eigentlich? oder "Wer Inklusion will, findet Wege. Wer nicht, Begründungen."

Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Woche war Vorbereitungswoche. Morgen beginnt das Schuljahr 2023/2024. Also Zeit für uns Pädagoginnen und Pädagogen für Vorbereitung und gegenseitige Fortbildung. Deshalb habe ich gemeinsam mit einer Kollegin über unsere Fortbildung via Erasmus+ in Nizza berichtet: "Designing Inclusive Learning Environments to Support all Students" (Inklusive Lernumgebungen schaffen, um alle Schüler zu unterstützen). Ein Bild, das ich dabei nutzte, war dieses: Das Bild zeigt drei unterschiedlich große Menschen, die hinter einer Absperrung stehen, um ein Ballspiel zu sehen. Alle drei bekommen denselben Kasten, auf dem sie stehen können. Dabei sieht der Kleinste immer noch nichts. Nur wenn der größte Mensch seinen Kasten an den kleinsten abgibt, kann der körperlich Kleinste auch etwas sehen. Im dritten Bild ist die Absperrung durch ein Netz ersetzt und alle können das Spiel sehen. Überschrieben ist dieses Bild mit "Gerechtigkeit". Soll heißen, wenn...