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Etikettenschwindel - Warum "Inklusion einfach leben" nicht funktioniert

Liebe (Nicht)-Wähler*innen,

manchmal ist es schwer, mit Themen wie der inklusiven Gesellschaft und #Barrierefreiheit zu kandidieren.

Warum? Weil diese Themen gesellschaftlich nicht wichtig genug sind, so scheint es manchmal.

Zwei Beispiele: In diesem Monat hat sich die Fachkommission Bauaufsicht der Bauministerkonferenz getroffen und einen Entwurf der Beherbergungsstättenverordnung diskutiert.

Als Standard wird 1% der Zimmer barrierefrei für Rollstuhlnutzer*innen sein. D. h. wenn nur zwei Rollstuhlfahrer gleichzeitig verreisen wollen, muss die Herberge mindestens 200 Betten haben.

Eine Tagung, an der mehrere Rollstuhlfahrer teilnehmen sollen, bleibt somit weiter auf die wenigen Orte und Hotels beschränkt, die mehrere barrierefreie Zimmer anbieten.

Was hat das denn mit #Inklusion zu tun?

Zweites Beispiel: In der neuen Broschüre zu Patientenrechten, die das Gesundheitsministerium herausgegeben hat, spricht man von einer Behinderung nur im Zusammenhang mit Behandlungsfehlern, die zu vermeiden sind. Darüber, dass Tausende behinderter Menschen von Präventionsangeboten ausgeschlossen sind, weil es kaum barrierefreie Arztpraxen und Untersuchnungsmöbel gibt, kein Wort. Und wie war das mit "Behinderung als Teil menschlicher #Vielfalt"?

Politiker*innen reden gern von Teilhabe und darüber, dass man Inklusion doch einfach leben solle, aber ohne eine entsprechende Infrastruktur kann es keine #Teilhabe oder Bürgerbeteiligung geben.

Behinderte Menschen kommen in der Politik kaum vor, behinderte Frauen noch weniger. Und das will ich ändern.

Mir ist Inklusion wichtig, und zwar nicht nur als Etikett, sondern untersetzt mit Menschen, (Infra)Strukturen, mit gesetzlichen Vorgaben, verbindlichen Standards.

Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich bald "an der Laterne hängen" werde:


Ihre Ulrike Pohl

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