Liebe Leserinnen und Leser,
"Heute Nachmittag Café Klostertor?", war die Reaktion meiner Schulleitung, als ich ihr in dieser Woche frustriert und wütend vom Stand des Antrags auf Schulbegleitung für ein Kind unserer Schule berichtete.
Zutaten für Mohn-Marzipan-Eis |
Wie Sie wissen, liebe Leserinnen und Leser, beschäftige ich mich schon sehr lange mit inklusiver Bildung. Und ja, im Moment sogar aus der Sicht eines sächsischen Gymnasiums (auch diese arbeiten z. T. inklusiv). In dieser Woche habe ich mich (wieder) gefragt/ fragen müssen:
- Wieso werden ambulante Unterstützungsleistungen wie Schulbegleitungen an inklusiven Schulen immer wieder eher in Frage gestellt als Unterstützungsleistungen an (stationären) Sondereinrichtungen?
- Wann hören wir endlich damit auf, Ergebnisse von Momentaufnahmen einer einmaligen Hospitation über die einer prozesshaften Begleitung zu stellen?
- Wieso lernen wir nicht von unseren Nachbarn in Europa und anderswo in der Welt, in denen es viel mehr Sonderpädagogen, Schulbegleiter und auch pflegerisches Personal an inklusiven (Regel-)Schulen für alle gibt, um flexibler auf Unterstützungsbedarf reagieren zu können?
- Weshalb werden Schulen, die Inklusion wirklich wollen, so im Regen stehen gelassen? (Diese Frage gilt übrigens auch für Arbeitgeber, die inklusiv arbeiten wollen.)
- Wieso hängt es auch 2023 noch vom rechtlichen Durchhaltevermögen der Eltern behinderter Kinder ab, ob ihnen die gleichen Bildungschancen eröffnet werden wie nichtbehinderten Kindern auch?
Oft führen diese Eltern und deren Kinder irgendwann selbst, wenn sie können, einen lebenslangen Kampf um inklusive Bildung und Arbeit. Zuletzt gelesen habe ich darüber bei meiner Blogger-Kollegin Mareike Fusz in dieser Woche. Sie berichtet dort über den 9-jährigen (!) Kampf um einen Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Und hier - in einer der modernsten Schulen Sachsens - wie reagiert da der Landkreis auf einen Antrag auf Schulbegleitung?
"Wenn das Schreibtempo ein Problem ist, muss das Kind eben auf eine andere Schule." - Weil dann das Schreibtempo höher wird?!? Oder weil dann die Beeinträchtigung nicht mehr da ist?!?
"Das Kind scheint sozial gut integriert zu sein, da braucht es keinen Schulbegleiter." Was hat das mit der Beeinträchtigung und der schulischen Leistung zu tun?!? Hätten wir das Kind lieber ausgrenzen sollen?!?
Lebenslange, gemeinsame Bildung und Arbeit (die Rentenpolitik lasse ich jetzt mal aus), das sollte ohne Kampf möglich und auch kein (Weihnachts-)Wunsch mehr sein, sondern gleiches Recht.
Darauf ein Mohn-Marzipan-Eis im Café Klostertor!
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