Eigentlich sollten Betriebsausflüge ja Spaß machen... Aber von vorn:
Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen, habe ich bei einem Fachtag einen Vortrag zum Thema "Was ist die Behinderten-Rechts-Konvention?" in Leichter Sprache gehalten. Das - und das ist jetzt die ganz, ganz kurze Fassung der Geschichte - war einer der Gründe dafür, weshalb ich heute, d. h. seit dem 01. Juli 2015, Referentin für das Referat Menschen mit Behinderungen beim Paritätischen Landesverband Berlin bin. Die erste Referentin mit Behinderung seit 65 Jahren - auch das wäre einen eigenen Blogpost wert.
Und in der letzten Woche war der erste Betriebsausflug geplant - zur Bundesgartenschau BUGA nach Brandenburg/Havel. Wir trafen uns am Bahnhof Charlottenburg, um gemeinsam mit der Regionalbahn nach Brandenburg an der Havel zu fahren.
Weil ich ja weiß, dass beim Reisen nicht immer alles klappt, habe ich vorher nochmal auf die Webseite der BUGA geschaut und da liest man dann:
So weit so gut.
Zur Sicherheit also nochmal auf die Seite der Berliner Verkehrsbetriebe:
Richtung Brandenburg, HauptbahnhofFahrzeuggebundene Einstiegshilfe vorhanden, Fahrradmitnahme möglich, SnackPoint/Imbiss im Zug
Fahrzeuggebundene Einstiegshilfe meint eine ausklappbare Rampe, die im Fahrzeug mitgeführt, bei Bedarf ausgeklappt wird und den Abstand zwischen Zug und Bahnsteig überbrückt. Das ganze dauert nicht länger als eine Minute.
Und schließlich habe ich meine Reise noch beim Mobilitätsservice der Bahn angekündigt und den Ausdruck mitgenommen - da stehen dann auch so Dinge, wo man sich mit dem Servicepersonal trifft - in diesem Fall am Zuganfang.
Wir kommen also auf dem Gleis in Berlin-Charlottenburg an, der Zug fährt ein - kein Personal zu sehen. Der Lokführer sieht mich, winkt aus seinem Fahrerhäuschen (bestimmt gibt es dazu eine korrektere Bezeichnung) und ruft, dass wir in der Mitte einsteigen sollen.
Irgendwann erscheint dann eine Zugbegleiterin:
"Sie hätten sich anmelden sollen!"
"Guten Morgen erstmal. Das habe ich."
"Is hier nich angekommen."
Irgendwann knallt sie die Rampe auf Bahnsteig und Zug, beim Ausstieg geht es dann besser.
Auf der BUGA sind tatsächlich Leihrollstühle vorhanden und auch die Zugänge zu den meisten Themenbereichen sind rollstuhlgerecht.
Eine rollstuhlgerechte(s) Toilette(nhäuschen) gibt es auch. Die Rampe aus Metall davor ist nur leider 10 cm vom Türeingang entfernt. Zum Glück ist eine Kollegin in der Nähe. (Danke!)
Zu Mittag essen wir in einem wunderschönen, historischen Restaurant. Ich erkundige mich nach dem Vorhandensein einer rollstuhlgerechten Toilette (weil auf der Webseite kein Hinweis drauf ist):
"Ja, haben wir."
Zuerst geht die Tür schwer auf - eine Kollegin hilft mir. (Danke!) Beim Rausgehen geht gar nix mehr - ich klopfe von innen, dass mir jemand aufmacht. Und wieder eine "nette" Servicekraft: "Da isn Türöffner. Wo Türöffner druffsteht, is ooch Türöffner drin." Ich schau mich um, da ist so etwas wie ein kleines Holzstück, in das "Tür öffnen" geritzt ist. Hatte ich schon mal erwähnt, dass zur Barrierefreiheit neben Zugänglichkeit und Nutzbarkeit auch Auffindbarkeit gehört?
Bei der Rückfahrt werde ich dann in die Bahn gehoben - wieder kein Personal zu sehen. Der Ausstieg klappt dann (wieder) besser.
Es war trotzdem ein schöner Ausflug, der erste seit ziemlich langer Zeit. Und dennoch frage ich mich:
Wenn die BUGA ein touristisches Highlight sein soll, würde es Sinn machen, den Service für Gäste mit Behinderung zu verbessern?
Z.B. bessere Beschilderung, aufmerksameres und freundlicheres Personal.
Liebe BUGA, das ist doch für wenig Geld machbar, oder?
Bessere Beschilderung, aufmerksameres und freundlicheres Personal - das sind auch meine Hinweise an die Regionalbahn.
Und was die Übermittlung der Anfrage durch den Mobilitätsservice angeht: Ist es tatsächlich notwendig, für eine 60-Sekunden-Hilfeleistung mit einem im Zug vorhandenen Hilfsmittel, vorher einen Antrag zu stellen?
"Fünf sind eins. Deins.", das ist der Slogan der BUGA.
Mit diesen kleinen Verbesserungen könnte sie auch meine (und die für viele andere Menschen) werden.
Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen, habe ich bei einem Fachtag einen Vortrag zum Thema "Was ist die Behinderten-Rechts-Konvention?" in Leichter Sprache gehalten. Das - und das ist jetzt die ganz, ganz kurze Fassung der Geschichte - war einer der Gründe dafür, weshalb ich heute, d. h. seit dem 01. Juli 2015, Referentin für das Referat Menschen mit Behinderungen beim Paritätischen Landesverband Berlin bin. Die erste Referentin mit Behinderung seit 65 Jahren - auch das wäre einen eigenen Blogpost wert.
Und in der letzten Woche war der erste Betriebsausflug geplant - zur Bundesgartenschau BUGA nach Brandenburg/Havel. Wir trafen uns am Bahnhof Charlottenburg, um gemeinsam mit der Regionalbahn nach Brandenburg an der Havel zu fahren.
Weil ich ja weiß, dass beim Reisen nicht immer alles klappt, habe ich vorher nochmal auf die Webseite der BUGA geschaut und da liest man dann:
ANREISE MIT BUS & BAHN
Die barrierefreie Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls möglich. Auf den Streckenabschnitten zwischen den fünf Standorten werden ausschließlich barrierefreie Fahrzeuge eingesetzt.
Die Bus- & Straßenbahn Haltestellen an den Ausstellungsgeländen sind alle barrierefrei ausgebaut.
Bitte beachten Sie bei Ihrer Reiseplanung die allgemeinen Beförderungsbedingungen der Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen. Eine Beförderung erfolgt im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten.
So weit so gut.
Zur Sicherheit also nochmal auf die Seite der Berliner Verkehrsbetriebe:
Richtung Brandenburg, HauptbahnhofFahrzeuggebundene Einstiegshilfe vorhanden, Fahrradmitnahme möglich, SnackPoint/Imbiss im Zug
Fahrzeuggebundene Einstiegshilfe meint eine ausklappbare Rampe, die im Fahrzeug mitgeführt, bei Bedarf ausgeklappt wird und den Abstand zwischen Zug und Bahnsteig überbrückt. Das ganze dauert nicht länger als eine Minute.
Und schließlich habe ich meine Reise noch beim Mobilitätsservice der Bahn angekündigt und den Ausdruck mitgenommen - da stehen dann auch so Dinge, wo man sich mit dem Servicepersonal trifft - in diesem Fall am Zuganfang.
Wir kommen also auf dem Gleis in Berlin-Charlottenburg an, der Zug fährt ein - kein Personal zu sehen. Der Lokführer sieht mich, winkt aus seinem Fahrerhäuschen (bestimmt gibt es dazu eine korrektere Bezeichnung) und ruft, dass wir in der Mitte einsteigen sollen.
Irgendwann erscheint dann eine Zugbegleiterin:
"Sie hätten sich anmelden sollen!"
"Guten Morgen erstmal. Das habe ich."
"Is hier nich angekommen."
Irgendwann knallt sie die Rampe auf Bahnsteig und Zug, beim Ausstieg geht es dann besser.
Auf der BUGA sind tatsächlich Leihrollstühle vorhanden und auch die Zugänge zu den meisten Themenbereichen sind rollstuhlgerecht.
Eine rollstuhlgerechte(s) Toilette(nhäuschen) gibt es auch. Die Rampe aus Metall davor ist nur leider 10 cm vom Türeingang entfernt. Zum Glück ist eine Kollegin in der Nähe. (Danke!)
Zu Mittag essen wir in einem wunderschönen, historischen Restaurant. Ich erkundige mich nach dem Vorhandensein einer rollstuhlgerechten Toilette (weil auf der Webseite kein Hinweis drauf ist):
"Ja, haben wir."
Zuerst geht die Tür schwer auf - eine Kollegin hilft mir. (Danke!) Beim Rausgehen geht gar nix mehr - ich klopfe von innen, dass mir jemand aufmacht. Und wieder eine "nette" Servicekraft: "Da isn Türöffner. Wo Türöffner druffsteht, is ooch Türöffner drin." Ich schau mich um, da ist so etwas wie ein kleines Holzstück, in das "Tür öffnen" geritzt ist. Hatte ich schon mal erwähnt, dass zur Barrierefreiheit neben Zugänglichkeit und Nutzbarkeit auch Auffindbarkeit gehört?
Bei der Rückfahrt werde ich dann in die Bahn gehoben - wieder kein Personal zu sehen. Der Ausstieg klappt dann (wieder) besser.
Es war trotzdem ein schöner Ausflug, der erste seit ziemlich langer Zeit. Und dennoch frage ich mich:
Wenn die BUGA ein touristisches Highlight sein soll, würde es Sinn machen, den Service für Gäste mit Behinderung zu verbessern?
Z.B. bessere Beschilderung, aufmerksameres und freundlicheres Personal.
Liebe BUGA, das ist doch für wenig Geld machbar, oder?
Bessere Beschilderung, aufmerksameres und freundlicheres Personal - das sind auch meine Hinweise an die Regionalbahn.
Und was die Übermittlung der Anfrage durch den Mobilitätsservice angeht: Ist es tatsächlich notwendig, für eine 60-Sekunden-Hilfeleistung mit einem im Zug vorhandenen Hilfsmittel, vorher einen Antrag zu stellen?
"Fünf sind eins. Deins.", das ist der Slogan der BUGA.
Mit diesen kleinen Verbesserungen könnte sie auch meine (und die für viele andere Menschen) werden.
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