Direkt zum Hauptbereich

Gesichter der Barrierefreiheit

Einen persönlichen Eindruck der Demonstration und Kundgebung "Aktion Gebärdensprache", die in dieser Woche in Berlin stattfand, möchte ich mit meinen Leserinnen und Lesern teilen: Mir ist die unglaubliche Aufmerksamkeit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft aufgefallen, mit der die Teilnehmer der Veranstaltung miteinander umgingen.

Sobald ich am Startpunkt ankam, wurde ich nach vorne eingeladen, damit ich einen besseren Blick auf die Gebärdensprachdolmetscher haben konnte. Selbst als ich zu verstehen gab, dass ich hörend bin.

Übrigens waren bei der Kundgebung der 8000 (das ist im Vergleich so, als würden in Deutschland 8 Millionen zu einer einzigen Demonstration kommen) einige gehörlose Rollstuhlfahrer dabei und auch Kinder, hörende wie gehörlose. Auch die wurden immer wieder nach vorn gebracht. Auf der Bühne wurde dann in Gebärdensprache gerappt, dass der Boden vibrierte! Auch während des Demonstrationszuges gab es kaum ein Anrempeln, sondern immer nur ein freundliches Durchlassen, sobald der Blickkontakt hergestellt war. Eine laute, herzliche Gehörlosen-Demo!

Einen Artikel zur Demonstration mit den Forderungen des Gehörlosenbundes gibt es hier.

Barrierefreiheit hat eben viele Gesichter (das stand auf dem zweiten Plakat). Willkommen zu sein, ist allen gleich.

P.S. Korrektur: Nach Angaben vom Gehörlosenbund und der Polizei waren es 12.000 Menschen. Das ist so, als würden sich über 12 Millionen Menschen in Deutschland zu einer Demo versammeln. Unvorstellbar, oder nicht?!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kann ein UNESCO-Schulfest heute noch exklusiv sein? Oder wollen "die" wirklich nicht?

Der Festzug aus der Perspektive hinter der Absperrung.  Morgen ist es wieder so weit. Die Kamenzer Schülerinnen und Schüler ziehen mit Blumen und in festlicher weißer Kleidung durch die Kamenzer Innenstadt, um das Forstfest, DAS sächsische Heimat- und Schulfest, zu begehen. Das Forstfest geht auf eine Legende zurück, bei der Kinder in weißer Kleidung in den Kamenzer Forst zogen, um eine Belagerung der Stadt durch die Hussiten zu verhindern - erfolgreich. Seit 2021 ist das Kamenzer Forstfest nun auch noch in das  Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Grundlage dafür ist ein Übereinkommen der UNESCO, das Deutschland unterschrieben hat. Und bei der UNESCO geht es nicht nur um Kultur, sondern immer auch um Bildung, um inklusive Bildung. Und inklusiv - das ist das größte sächsische Heimat- und Schulfest wirklich nicht.  Am oben beschriebenen Festzug nehmen alle Grundschulen, Oberschulen und das Gymnasium teil, die Förderschulen nicht. Es gib...

Waffenteile in WfbM, Fahrstuhl-TÜV und Kitas ohne Kinder

In dieser Woche war ich in einen fächerverbindenden Unterricht zum Thema "Albert Schweitzer" und seiner "Ehrfurcht vor dem Leben" eingebunden, für die erste der 5. Klassen an unserem Gymnasium. Albert Schweitzer würde am 14. Januar 2025 seinen 150. Geburtstag feiern. Albert Schweitzer Quelle: Wikipedia Oft bin ich überrascht und beeindruckt, was für Ideen und Fragen die Fünftklässler entwickeln: Wäre Albert Schweitzer heute für Inklusion? Welche Einstellung hätte Albert Schweitzer heute zum Ukraine-Krieg? In Zusammenhang mit dem fächerverbindenden Unterricht haben wir auch eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) nicht nur besucht, sondern gemeinsam gearbeitet und beim Gegenbesuch gemeinsam Sport getrieben. Wie finden Sie es, liebe Leserinnen und Leser, dass in einer WfbM eines christlichen Trägers durch Menschen mit Behinderung auch Waffenteile (nach Aussage der Werkstatt nur für den zivilen Gebrauch) hergestellt werden? Wir erfuhren beim Werkstattrundgang auc...

Um was geht es hier eigentlich? oder "Wer Inklusion will, findet Wege. Wer nicht, Begründungen."

Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Woche war Vorbereitungswoche. Morgen beginnt das Schuljahr 2023/2024. Also Zeit für uns Pädagoginnen und Pädagogen für Vorbereitung und gegenseitige Fortbildung. Deshalb habe ich gemeinsam mit einer Kollegin über unsere Fortbildung via Erasmus+ in Nizza berichtet: "Designing Inclusive Learning Environments to Support all Students" (Inklusive Lernumgebungen schaffen, um alle Schüler zu unterstützen). Ein Bild, das ich dabei nutzte, war dieses: Das Bild zeigt drei unterschiedlich große Menschen, die hinter einer Absperrung stehen, um ein Ballspiel zu sehen. Alle drei bekommen denselben Kasten, auf dem sie stehen können. Dabei sieht der Kleinste immer noch nichts. Nur wenn der größte Mensch seinen Kasten an den kleinsten abgibt, kann der körperlich Kleinste auch etwas sehen. Im dritten Bild ist die Absperrung durch ein Netz ersetzt und alle können das Spiel sehen. Überschrieben ist dieses Bild mit "Gerechtigkeit". Soll heißen, wenn...