Tafel mit bunter Kreide |
Mit freundlicher Genehmigung von Martin Zierold veröffentliche ich hier seine Rückmeldung zum letzten Bildungspolitischen Forum in Berlin:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Ihnen gerne von einer Veranstaltung berichten, die ich kürzlich besucht habe. Am Montag, den 15.April 2013 um 18 Uhr fand das Bildungspolitische Forum zum Thema „Inklusion in Berliner Schulen“ statt, welches von der Friedrich Ebert Stiftung organisiert wurde. Bei dieser Veranstaltung, die sich mit dem Wandel hin zu Partizipation und Inklusion beschäftigte, gab es Vorträge von verschiedenen ExpertInnen, ProfessorInnen und PolitikerInnen. Ich habe diese Vorträge sehr interessiert verfolgt. Nach einer Weile ist mir jedoch aufgefallen, dass etwas ganz Entscheidendes fehlte: Personen, die sich aus der Perspektive der Betroffenen mit dem Thema Inklusion beschäftigen. Als mir das aufgefallen ist, bin ich aufgestanden, um meine Kritik vorzutragen. Ich habe versucht, den VeranstalterInnen deutlich zu machen, dass wenn es einen gesellschaftlichen Wandel geben soll, sie auch bereits bei der Überlegung wie dieser abläuft, Partizipation und Inklusion vorantreiben müssen. Barrierefreiheit lässt sich nicht für andere Leute umsetzen, sondern nur als gesamtgesellschaftlicher Prozess, der bereits die Divergenz der Gesellschaft abbildet.
Am Thema Inklusion wurde von der Senatsverwaltung und dem Beirat gearbeitet. Im Beirat saßen Stadträte, PolitikerInnen, ExpertInnen und der Landesbehindertenbeauftragte. Das ist aber nicht genug. Es müssten Menschen in den Prozess eingebunden sein, die selbst mit verschiedenen Barrieren konfrontiert sind, weil sie zum Beispiel im Rollstuhl sitzen, taub oder blind sind. Nur wenn deren Erfahrungen einen Einfluss auf die Entwicklung haben, kann auch wirklich Inklusion erreicht werden. Wenn jedoch bereits im Ansatz über deren Köpfe hinweg entschieden wird, ist eine Veränderung zu tatsächlicher Inklusion für mich undenkbar. Deshalb habe ich die Veranstaltung dieser Form in Frage gestellt. Ich konnte dieses grundsätzliche Übergehen von Betroffenengruppen nicht aushalten. Ich denke, dass es notwendig ist Kritik auszusprechen, um einen Bewusstmachungsprozess in Gang zu bringen.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Zierold
Wieder ein Beispiel, wo diejenigen nicht einbezogen werden, um die es geht.
Heute übrigens tagt der Menschrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. Der Bericht der BRK-Allianz, in der sich über 70 Nicht-Regierungsorganisationen in Deutschland zusammengeschlossen haben, die sich mit den Menschenrechten behinderter Menschen befassen, konnte nicht berücksichtigt werden. Er war zu lang.
Deshalb heute die Frage an meine Leserschaft: Ist Inklusion gewollt?
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