Liebe Leserinnen und Leser,
erinnern Sie sich noch, was am 03.12. für ein Internationaler Tag ist?
Es ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung und wird in diesem Jahr bereits zum 19. Mal begangen. Viel wird darüber nicht berichtet, auch nicht auf der Seite des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.
Im letzten Jahr fand zu diesem Zeitpunkt der Parteitag der Piraten statt und die meisten Nachrichtensender waren damit beschäftigt, darüber zu berichten.
Auch die diesjährige Berichterstattung war umfänglich, es fehlte jedoch, dass z. B. unter den 2000 Piraten 6 Menschen im Rollstuhl und auch blinde Menschen waren, die an Politik teilhatten. Oder dass es Gebärdensprachdolmetscher gab, die die politische Teilhabe gehörloser Menschen möglich machten.
Stattdessen konnte man Bilder von Menschen mit türkisfarbenen Haaren und in Netzstrümpfen sehen.
Mich ärgert das, weil es wieder eine verpasste Chance ist, sich der Inklusion als Stärke bewusst zu werden.
Sicherlich haben Sie auch alle von der Brandkatastrophe in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Baden-Württemberg gehört und gelesen.
Bei aller Trauer und allem Gedenken an die Opfer und deren Angehörige ist mir ein Gedanke wichtig: Natürlich ist es nahezu unmöglich, 120 Menschen mit Behinderung gleichzeitig zu retten.
Für uns sollte die Katastrophe Anlass sein, für mehr Inklusion im Erwerbsleben, auf dem Arbeitsmarkt einzutreten. Denn in einem personell gemischten Team ist es viel leichter, einige Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten zu evakuieren als 120 auf einmal.
Vielleicht hat auch der Eine oder die Andere von Ihnen noch die Veranstaltung im Bundestag im Jahre 2011 im Gedächtnis, die sich mit der Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen befassen sollte. Damals stellte man - "völlig überraschend"- fest, dass sich unter den angemeldeten Gästen auch ca. 100 Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen befanden. Die Veranstaltung wurde abgesagt - aus Brandschutzgründen.
Liebe Leserinnen und Leser, lassen Sie uns nicht nach höheren Brandschutzauflagen für die WfbM als einzige Lösung rufen, sondern erteilen wir der Exklusion eine Absage, jede und jeder in seinem Arbeitsbereich! Auch aus Brandschutzgründen.
P.S. Liebe Fernsehsender und Printmedien: die Behindertenwerkstätten heißen übrigens Werkstätten für behinderte Menschen (nicht einmal die ARD weiß das, offensichtlich).
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