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Es werden Posts vom Oktober, 2012 angezeigt.

Perfektion ist der Feind der Inklusion II

Zu den meistgelesenen Posts in meinem Blog zählt der Post "Perfektion ist der Feind der Inklusion und Barrierefreiheit ist kein Flaschengeist" . Darüber freue ich mich, weil es doch zeigt, dass es für den Weg der Inklusion kein Schwarz-Weiß gibt, keine einzig richtige Lösung. Und jetzt lese ich wieder einen Artikel wie diesen:  "Lehrerverband warnt vor zu schneller Inklusion " oder gar, dass Inklusion "Sabotage an der Zukunft" sei. Da werden Szenarien beschrieben wie: Er (der Lehrer) »stand … plötzlich vor 21 Kindern, die Geräusche machten wie Alex. Sie ertrugen ihn, indem sie einfach so laut wurden wie er.« Ich bin Pädagogin mit Leib und Seele und ich habe schon in integrativen Schulen und auch in Schulen mit Förderschwerpunkten Lernen, geistige Entwicklung und emotionale/soziale Entwicklung gearbeitet. Derartige Szenen haben sich dort noch nie abgespielt. Und wenn wie in diesem Artikel  die Situation der Lehrer so beschrieben wird:  " ...

Was dich glücklich macht...

Source: designspiration.net via Kati on Pinterest

Therapievorschlag: Bildung

Immer wieder erstaunt es mich, wie wenig Ärzte über Behinderungen wissen.   Ich lebe mit einer Myelomeningocele , das ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen, die in 80-90% der Fälle mit einem Hydrocephalus verbunden ist. (Bei mir nicht, sondern die Folge einer Hirnhautentzündung.) Und darüber informiere ich jeden Facharzt vorab. Heute begab sich folgender Dialog zwischen mir und einem Arzt: Zur Vorbereitung einer Untersuchung sollen Elektroden an meinem Kopf befestigt werden. Also frage ich noch mal nach: "Sie wissen noch, dass unter der Haut eine Hirnwasserableitung verläuft?" Die Krankenschwester holt den Arzt und ich wiederhole meine Frage: "Ich wollte nur noch mal dran erinnern, dass sich unter der Haut ein magnetisch verstellbarer Shunt befindet." "Wieso haben Sie so etwas?" "Wegen eines Hydrocephalus." "Und hilft dieser Shunt?" "?!" "Ja. - Mit einem unbehand...

Toiletten ohne Klo - Accessibility? Postponed!

Gestern sollte in der Sitzung des Sozialausschusses in Berlin-Mitte unter anderem über barrierefreien Wohnraum gesprochen werden.  Als ich etwas zu früh im Rathaus ankam, wollte ich vorher noch die Toilette benutzen, die rollstuhlgerechte. "Die hier unten ist wegen der Baumaßnahmen im Haus gesperrt." "Aber es gibt noch eine andere. In der zweiten Etage." Das wusste ich noch nicht. "Sie müssen aber aufpassen, eine ist für Männer und eine für Frauen." "?!" Vielleicht bezog sich ihre Mitteilung darauf, dass die meisten behindertengerechten Toiletten nicht geschlechtsspezifisch sind. Also, auf in den zweiten Stock. Dort sehe ich folgendes Schild: Dann das: Und danach das: Wieder ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, dass es in öffentlichen Einrichtungen ein (bauliches) Konzept zur Barrierefreiheit gibt und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Räumlichkeiten und Hilfsmittel,...

Weil sie Mädchen sind...

Gestern war der erste weltweite Mädchentag und ich war im Rathaus Berlin-Mitte dabei. Es war der erste, der von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, um speziell die Rechte von Mädchen weltweit zu stärken. Das Rathaus hatte sich in einen bunten Treff verwandelt und die Mädels von MÄDEA ,  Dünja  und Gangway e.V.  haben sich mit der Deko, Speisen und Getränken, den Infoständen, der Fotoausstellung und dem Programm wirklich Mühe gegeben! Und sie hatten Sister Fa , eigentlich Fatou Mandiang Diatta, eingeladen - eine senegalesische Rapperin und Streiterin gegen Beschneidungen an Mädchen und jungen Frauen. So wurde im Rathaus gerappt und gleichzeitig gebildet und gestärkt - Kinder schaffen diesen Spagat! Fatou Mandiang Diatta ist selbst ein Opfer der Genitalverstümmelung, die sie selbst Beschneidung nennt. Sie sagt: "Wenn ich mit den Frauen, Müttern und weiblichen Verwandten, die Beschneidung ausüben, ins Gespräch kommen will, verurteile ich sie mit dem Wort Geni...

Email für Raúl - Was ist Erfolg?

Raúl Krauthausen hat gestern einen Beitrag für das Inklusionsblog der Aktion Mensch geschrieben. Da mein Kommentar nicht ins Kommentarfeld auf dem Inklusionsblog  passt, schicke ich hier meine Gedanken dazu an Raúl und auch an alle anderen Leserinnen und Leser meines Blogs: Lieber Raúl, ich lese die meisten deiner Beiträge und schätze dich für viele Dinge, die du in der Öffentlichkeit tust. Und da ich weiß, dass du auch ab und an mein Blog liest, kennst du mich als Streiterin mit Herzblut für Inklusion. Doch dieser Blogeintrag ist mir wirklich zu undifferenziert, besonders in den Absätzen, in denen es um den Einfluss des Besuchs von "Sonderschulen" - die in Berlin Förderzentren heißen - auf den vermeintlichen Erfolg im Leben geht. Ich versuche das zu erklären: Wenn Eltern behinderter Kinder in den 70-er und 80-er Jahren (in dem jeweiligen Gesellschaftssystem) für ihr Kind die Wahl hatten zwischen (Kranken-)Hausunterricht und dem gemeinsamen Lernen m...

Von Zahnarztstühlen und neuen Perspektiven - Dental Treatments and New Perspectives

In dieser Woche bin ich in einer HNO-Gemeinschaftspraxis einem Arzt begegnet, der beinamputiert war. Er saß auf einem durch Rollen beweglichen Hocker und stieß sich mit einem Bein ab, wenn er sich zwischen Behandlungsstuhl und Schreibtisch flink bewegte. Und wie immer wollte ich mich zur Untersuchung auf den Behandlungsstuhl setzen. Doch dieses Mal sagte der Arzt, dass das nicht notwendig wäre, "Das kriegen wir auch so hin". In meinem Post "Fördern fürs tun - Dabeisein ist alles!" habe ich schon einmal - bezogen auf öffentliche Ausschusssitzungen - gefragt: Wie anders würden sich solche Sitzungen gestalten, wenn in Regierungsgebäuden, in öffentlichen Einrichtungen, Schulen, Freizeiteinrichtungen mehr Menschen mit sichtbaren Behinderungen arbeiten, sprechen und gehört würden?  Und während meines Arztbesuchs konnte ich genau diese Veränderung erleben: Weil das Gegenüber eben aus eigener Erfahrung wusste, dass man mit einem körperlichen Handicap mal nicht so oh...

Deutsche Einheit im Hörsaal - German Unity at the lecture hall

3. Oktober 2012 - Seit 22 Jahren und 2 Tagen bin ich Berlinerin. Trabi im Kreisverkehr, Unfall auf der Rolltreppe, Deutsche Einheit (Ich war dabei!) und Studentenproteste - so ging es los. Eine meiner ersten West-Ost-Erfahrungen fand in einem Hörsaal der Humboldt-Universität zu Berlin 1990 statt. Damals sah man es den Menschen noch an, aus welchem Teil des gerade wiedervereinigten Deutschlands sie kamen. Und eben diese Kommilitonin, die sich gerade zu Wort meldete, schien aus dem westlichen Teil des Landes bzw. der Stadt zu kommen. Der Professor schlug uns Studenten Literatur zur Vorbereitung auf seine Genetik-Vorlesungen vor: "Lesen Sie die Abschnitte zu Genetik in den Lehrbüchern Klasse 11 und 12." "Von welchem Verlag?" Stirnrunzeln. "Volk und Wissen. - Welcher sonst?" "Welche Autoren?" "?" "Die Artikel sind alle von mir." "Und welche Auflage?" "?!" "Na, welche Ausgabe sollen wir le...