Manchmal kommt es vor, dass, wenn ich zum Arzt gehe, wir uns im Laufe des Gesprächs mehr über die Probleme des Arztes unterhalten als über meine. Das könnte mehrere Gründe haben:
- Wenn ich zum Arzt gehe, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass ich krank bin. Verschreibungen von Heilmitteln, Hilfsmitteln und Arzneimitteln sind Bestandteil meines Alltags. Und sie bedeuten auch nicht Leiden, denn sie steigern meine Lebensqualität.
- Es könnte natürlich auch damit zu tun haben, dass ich - selbst wenn ich mal krank sein sollte - meistens nicht krank und leidend wirke.
- Und reden kann ich irgendwie immer. So ergab sich im Vorbereitungsraum eines Op.-Saals folgender Dialog zwischen mir und dem Krankenpfleger / Assistenzarzt (so genau weiß ich das nicht mehr, weil ich zu dem Zeitpunkt schon etwas ruhiggestellt war):
"Schön, Sie mal wieder zu sehen! Nur mal zur Kontrolle, Frau Pohl (dabei schaute der Pfleger auf ein Formular), es soll ein Shuntassistent implantiert werden?" "Ja." "Und der Shunt verläuft an der linken oder rechten Seite?" "Links." "Und der Verlauf? Ventricoloperitoneal oder ventricoloatrial?" "Ventricoloperitoneal."
So langsam kamen mir Zweifel. Ich richtete mich in meinem Hemdchen (Sie kennen diese weiß-blauen Dinger, die hinten offen zu tragen sind.) wieder auf und forderte ihn mit meiner inzwischen nicht mehr ganz so festen Stimme auf: "Geben Sie mir mal das Formular! Wessen Name steht da überhaupt drauf?" - "Ne, das war nur zur Kontrolle." Und dann fing die Narkose an zu wirken.
Seit heute nun weiß ich, ich wirke auch nicht arbeitslos. Dazu muss man wissen, dass dieselbe Abteilung in der Arbeitsagentur, mit der ich noch bis vor ein paar Monaten für die Vermittlung meiner Auszubildenden zusammen gearbeitet habe, jetzt auch für mich der Ansprechpartner für meine Vermittlung ist. Eine Beraterin begrüßte mich ganz freundlich auf dem Flur und fragte mich, für wen ich heute unterwegs sei. Sie bat mich ins Büro und war überrascht, als die Antwort lautete: "Für mich." Sie erzählte mir von ihrem Stress in der Agentur und dann fiel der Satz: "Sie wirken gar nicht so."
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