Montag, 8. April 2013

Inklusion ist...einfach ein Hotelzimmer zu buchen I

Liebe Leserinnen und Leser,

jede, der ein Thema am Herzen liegt, kennt das: Irgendwann kommt der Punkt, an dem mensch sich fragt: Was bringt es? Warum mache ich das hier überhaupt? Wieso kapiert es keiner?

Beispiel 1: Barrierefreie Unterkünfte / Veranstaltungsplanung

Beim letzten Parteitag der Piraten habe ich 6 Rollstuhlfahrer gezählt. Wie kann ich dann den nächsten Parteitag in einem Ort planen, in dem es k(aum) 1 behindertengerechtes Zimmer gibt?

1. Anruf in einem katholischen Tagungszentrum:

"Guten Tag, ich bräuchte in der Zeit vom ... ein rollstuhlgerechtes Zimmer. Haben Sie eins? Und wäre es dann noch frei?"
"Ich könnte Ihnen ein Zimmer anbieten."
"Ich bräuchte aber ein rollstuhlgerechtes."
"Ne, so eins haben wir nicht, aber es ist noch eins frei."
"Nein danke, dann kommen wir leider nicht zusammen."

2. Anruf in einem Gasthof neben einer Metzgerei (so heißt das dort):

"Guten Tag, ich bräuchte in der Zeit vom ... ein rollstuhlgerechtes Zimmer. Haben Sie eins? Und wäre es dann noch frei?"
"Nein, haben wir leider nicht."
"Haben Sie eine Idee, wo ich noch nachfragen könnte?"
Überlegen.
"Versuchen Sie es mal im Nürnberger Hof, dort könnte eines sein."
"Danke."

3. Anruf in dem Hotel

"Ich bräuchte in der Zeit vom ... ein rollstuhlgerechtes Zimmer. Haben Sie eins? Und wäre es dann noch frei?"
"Ja, hier war schon mal ein Rollstuhlfahrer."
"Ist das Zimmer rollstuhlgerecht nach DIN 18025 bzw. EN 18040?"
"?"
"Wie breit ist die Tür zur Toilette? In cm?"
"Ca. 70"
"Ich bräuchte die genaue Zentimeter-Angabe bitte."
"Da muss ich noch mal nachmessen."
"Danke, ich rufe Sie in ein paar Tagen wieder zurück. Ist Ihnen das recht?"
"Wir haben aber unten im Restaurant eine rollstuhlgerechte Toilette."
"Mir wäre es im Zimmer lieber. Könnten Sie doch bitte die Türbreite nachmessen?"
"Ja."
"Vielen Dank."

... Fortsetzung folgt.

4 Kommentare:

  1. Nunja, die Reaktion beim 3. Hotel finde ich ziemlich in Ordnung, mit DIN 18wasweissich muß sich jemand an der Rezeption ja nun echt nicht auskennen, und die genaue Breite der Toilettentür gehört sicher auch nicht zu den Informationen, die man an der Rezeption immer griffbereit parat liegen hat. Sie hat angeboten, sich um die genaue Breite zu kümmern bzw. sich schlau zu machen, ich finde, das ist absolut ausreichend und so in Ordnung. :-)

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  2. Find ich auch, Schritt für Schritt knabberst Du Fortschritt Dich endlich durch unsere Rückschritte!

    PS: Deine Autentifizierung ist für mich bis eben ne unüberwindliche Barriere, weder meine Google- noch meine WordPress.com-ID czyborra wurden akzeptiert, da ich beiden nicht als kostenloser Blogger zuarbeite, weil ich solchen Öltankern doch nicht die Macht überlasse, meine Blogeinträge zu vernichten, und von Deinen Captchas konnte ich weder die verschwommen Buchstaben erkennen noch die sich akustisch total überlagernden angeblichen Dezimalzahlphoneme identifizieren, fahre doch bitte lieber optimistisches nachträgliches Löschen von nervtötendem Werbemül statt ausgrenzenden Sperrens von Minderbemittelten. Wenn Du vom Spamflammenwerfer erwischt wirst, helfen wir Dir da gemeinsam schon irgendwie aus der Patsche!

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  3. Liebe Ulrike, in Neumarkt gibt es kein einziges Zimmer samt erforderlicher Rundumausstattung. Dieser Umstand war bekannt und als die Entscheidung über den Tagungsort gefallen ist, habe ich gleich darauf aufmerksam gemacht. Aber der Bundesvorstand hat nicht darauf reagiert. Es sollte erst der Anfang einer langen Reihe werden, wo niemand an die notwenigen Vorraussetzungen der Teilhabe denkt. Siehe auch das Pressefrühstück in der letzten Woche.

    LG Doreen

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  4. Naja, die Toilette war immerhin Barrierefrei...
    Ich nehm das den Leuten nicht übel, auch wenn es hoffentlich mit einiger Erfahrung selbstverständlich wird, Barrierefreiheit zur normalität werden zu lassen.

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