Sonntag, 20. Januar 2013

Barrierefreie Labyrinthe und entscheidende Prozente

In dieser Woche habe ich eine Diskussion zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besucht und das Treffen fand in einem Rathaus statt, abends. Quasi im "Selbstversuch" habe ich öffentliche Verkehrsmittel benutzt, um meine Erfahrungen zur Nutzung von Menschen mit körperlichen und / oder altersbedingten Einschränkungen beizutragen:

Eine Erfahrung will ich hier mit Ihnen teilen: Es gibt zu wenig Service-Personal sowohl zur Begleitung von Haustür zu Haustür als auch auf den Bahnsteigen. Hinzu kommt, dass die Begleitdienste - in Berlin ist es der vbb Begleitservice - Menschen nicht nachhaltig beschäftigen. Die fehlende Kontinuität durch befristete. gering bezahlte Arbeitsverträge ist ungünstig für beide Seiten - die Menschen mit Assistenzbedarf und die Servicekräfte. Denn wer will schon ständig wechselnde Personen, die mich an meiner privaten Wohnungstür abholen? Und direkt auf den Bahnsteigen fehlt vielen Fahrgästen, nicht nur denen mit Behinderung Personal: für Nachfragen, für Hilfe und Assistenz

Zurück zum Rathaus - es ist barrierefrei.

Ein barrierefreies Labyrinth: 9 Fahrstühle habe ich gezählt und man braucht mindestens eine Kombination aus zweien, um zu dem einen der drei Ausgänge zu kommen, der abends noch geöffnet ist.

Das wäre auch eine gute Frage für alle Mathematiker, die hier mitlesen: Wie wahrscheinlich ist es, auf Anhieb den richtigen Weg zum Ausgang zu finden? ;)

Mit Gegensprechanlage, schließlich dem Pförtner vor Ort, der sich wegen der Fahrstuhlkombination auch nicht ganz sicher war, und mit 2 solidarischen Begleiterinnen haben wir es nach 30 Minuten geschafft, den Ausgang des Hauses zu erreichen.

Über Barrierefreiheit, die in der Praxis dann doch keine ist, habe ich schon mehrmals was gebloggt:

Barrierefreiheit braucht Präsenz von den Menschen, die auf sie am meisten angewiesen sind, Teilhabe an allen Planungen und Bebauungen und Bildung, auch und gerade für Architekten und Bauämter.

Damit künftig kein Architekt - so wie neulich - mehr sagt: "Mit Barrierefreiheit kenne ich mich aus! 7% Steigung sind bei Rampen erlaubt und nach 3 Metern ein Zwischenpodest."...

Vorgaben der DIN 18040



Donnerstag, 17. Januar 2013

Einfach kraftvoll - Powerful!

Mit diesem  Post berichte ich über die Fortführung meines Posts "Mehr als 1000 Positionspapiere":

In dieser Woche lief die Reportage über Martin Zierold, den ersten gehörlosen Abgeordneten in einem deutschen Parlament. Wer sie verpasst hat, hier ist sie.

Und hier ist die Szene, die ausdrückt: "Sei kritisch!":


Einen kraftvollen Tag wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern!


Samstag, 12. Januar 2013

Alt und mit dabei!

Vor kurzem habe ich im Rahmen meines Ehrenamts mit Seniorinnen und Senioren gesprochen. Ein Thema war dabei die Wahl der Seniorenvertretung in den einzelnen Stadtbezirken. Sie findet aller zwei Jahre jeweils im November (!) statt. In der Bezirksverordnetenversammlung hatte ich schon davon gehört und auch davon, dass die Wahlbeteiligung so niedrig sei - bei 1% (kein Schreibfehler).

Nach dem direkten Gespräch mit den Senioren hab ich nun auch eine Ahnung, warum das so ist: Zur Wahl der Seniorenvertretung ist keine Briefwahl zugelassen. Sie findet an fünf Tagen in fünf verschiedenen Einrichtungen des Bezirks statt.

Wie gut diese mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Spätherbst erreichbar und barrierefrei zugänglich sind, darüber erhält der vielleicht interessierte ältere Mensch keine Auskunft.

Unter diesen Voraussetzungen scheint die Wahlbeteiligung erklärbar zu sein.

Teilhabe, auch politische, hat immer etwas mit Kommunikation und Barrierefreiheit zu tun. Sich auf das Gegenüber einstellen, Bedürfnisse artikulieren und erkennen - all das ermöglicht Teilhabe.

Und das ist ein Weg, auf dem wir alle älter werden Und hoffentlich weiser ;)

P.S. Zum Weiterlesen empfehle ich die Generali Altersstudie.

Dienstag, 8. Januar 2013

Von bunten Hunden und Tagen ohne Smartphone

 Gestern war ich wieder als Beirätin bei einer Fraktionssitzung und vermisste schon während der Sitzung mein Handy.

Nachdem ich mich nun selber angerufen habe, nahm ein ehrlicher Finder ab und sagte:

"Ich weiß schon, dass Sie im Rollstuhl sitzen. Ich bringe es Ihnen heute Abend vorbei, wenn Ihnen das recht ist."

"Danke... äh... woher wissen Sie, dass ich im Rollstuhl sitze?" An der Hülle des Handys könnte man höchstens erkennen, dass ich vermutlich eher weiblich bin.

"Ich hab mit einer Freundin gesprochen, die in der Straße wohnt, in der Sie es verloren  haben - vor dem Bezirksamt."

"Ich verstehe noch nicht?!"

"Die einzige Passantin, an die sie sich erinnert, war eine Frau im Rollstuhl. Das sieht man da nicht so oft im Amt."

Immer wieder erstaunlich, welchen Wiedererkennungswert Menschen mit sichtbaren Handicaps haben.

Und es ist immer wieder gut zu wissen, dass es ehrliche und hilfsbereite Finder gibt. Danke, Nachbar!

Mittwoch, 2. Januar 2013

Happy New Year! Und Danke!


Mein Blog 2012: Ca. 100 Posts über meinen Alltag mit Behinderung, Kreativität, Energie und Humor, Bücher, Filmtipps, Kultur, Gesetze, Urteile, Fotos über mehr oder weniger Barrierefreiheit, Mutmacher und Aufreger, Zitate und kein Unnützes Wissen, Freude am Job, Jobsuche, Ehrenamt, mehrere Hochzeiten, die große und kleine Politik und ein Entschluss - Danke fürs Lesen und Kommentieren! Und danke für alle Menschen, die mich 2012 begleitet haben!


"Heute Nachmittag Café Klostertor?"

Liebe Leserinnen und Leser, "Heute Nachmittag Café Klostertor?", war die Reaktion meiner Schulleitung, als ich ihr in dieser Woche...