Freitag, 14. Dezember 2012

Wie gelingt Inklusion? So!


Ich berichte heute von zwei Aktionen im Rahmen des Beirates von und für Menschen mit Behinderung in Berlin-Mitte, in dem ich mitarbeite, die zeigen, wie Inklusion gelingen kann:

Der Behindertenbeirat erhielt eine Anfrage bezüglich der Händler in einem Weddinger Kiez, in der es darum ging, dass die vielen Geschäfte dort mit einem Rollstuhl nicht zu befahren sind, weil sich vor fast jeder Tür mindestens eine Stufe befindet.

Aus dieser Anfrage entstand in Zusammenarbeit mit der Bezirksbeauftragten für Menschen mit Behinderung, dem Beirat, 18 Händlern und Händlerinnen und dem dortigen Quartiersmanagement eine Aktion, bei der sich sowohl das Quartiersmanagement als auch die Händler bereit erklärten, die Rampen zu finanzieren.

Das das - entgegen der häufigen Meinung - eben nicht teuer sein muss, beweist ein Link zu einem Rampenhersteller: hier.
Mitglieder des Beirates und die Bezirksbeauftragte, Frau Knuth

Jetzt haben inzwischen 18 Händlerinnen und Händler im Pankstraßenkiez eine mobile Rampe, die beim Einkauf von mobilitätseingeschränkten Menschen eingesetzt werden kann.

Im Nachhinein gab es auch Stimmen, die sagten "Aber die Rampen nutzen jetzt auch die Händler, um die Warenpaletten zu transportieren!" Dann kann ich nur antworten: "Richtig so, denn Barrierefreiheit ist für  alle da!"

Die Volkshochschule in Berlin-Mitte hatte zu einem Einführungskurs in Leichter Sprache eingeladen und das hatte ich als Beirätin auch publik gemacht. Und so kam es dann auch, dass sich gehörlose, blinde, sehbehinderte Menschen zusammen mit Menschen mit Lernschwierigkeiten und einer Linguistin mit Zuwanderungsgeschichte darüber austauschten, was leicht verständlich und zugänglich ist.

Leichte Sprache ist ein Konzept zur Umwandlung von Texten in Sprache, die auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder wenig Deutschkentnissen verständlich ist. Und capito berlin ist ein Dienstleister, der diese Leistung anbietet.

Hier beispielhaft einige Punkte, die bei Leichter Sprache zu beachten sind:

  • kurze Sätze
  • einfacher Satzbau
  • neuer Satz, neue Zeile
  • keine Schachtelsätze
  • Überschriften als Frage formulieren
  • direkte Rede
  • keine Sprichworte
  • wenig Sonderzeichen
  • kontrastreiche Piktogramme
Wir kamen ins Gespräch und einigten uns auf die fast wichtigste Regel: Leichte Sprache richtet sich nach der Zielgruppe. Wir diskutierten zum Beispiel über das Wort Stadt-Bezirk - ein gehörloser Workshopteilnehmer merkte an, dass das Wort Bezirk zu wenig vorstellbar sei und er würde für Stadt-Teil plädieren, während die Teilnehmer mit Lernschwierigkeiten das Wort Stadt-Teil zu unkonkret fanden.

Das ist das Gute an Inklusion - es eröffnen sich neue Sichtweisen und alle werden aufmerksamer, wenn wir respektvoll und interessiert aneinander und miteinander sind.

Und das sollte nicht nur in der Weihnachtszeit so sein...

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